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Stürmt die Kleiderschränke!

Ein Geburtstagsgeschenk?

 

Kundenauftrag und der zündende Einfall fehlt?

Was soll ich kochen?

Die Tür ist zugefallen und der Schlüssel drin?

 

Idee, Idee, ich brauche eine Idee…

 

Aber woher soll ich die nur nehmen? Manchmal ist das ja gar nicht so leicht, zum passenden Zeitpunkt auch den passenden Gedanken zu haben. Oder noch schlimmer: je mehr man denkt, desto weniger (sinnvolles) passiert im Kopf. Zumindest scheinbar. 

 

Natürlich haben sich zu diesem Dilemma schon viele Menschen in vielen Texten ausgelassen. Jede:r kennt Kreativtechniken wie die 6-3-5-Methode, Mindmapping, Brainstorming oder Design Thinking. Dem:der einen hilft es, erst einmal „reinen Tisch zu machen“ – also im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal den Schreibtisch (oder wo immer man gerade denkt) aufzuräumen. Ok, bei manchen geht das so weit, dass erst die Wohnung aufgeräumt, klinisch gereinigt und die Fenster geputzt werden – da ist dann die Frage der Priorisierung vielleicht nicht unberechtigt ;) Andere brauchen das „kreative Chaos“ nach dem Motto: das ist keine Unordnung, hier liegen lauter Ideen herum. 

 

Mir persönlich helfen ja monotone Beschäftigungen sehr gut beim Denken, also etwas, bei dem man nicht den größten Teil des Gehirns schon für die Tätigkeit braucht. Man sozusagen „freie Speicherkapazitäten“ hat. Spazieren gehen zum Beispiel. In dem Fall dann auch eher allein. (Sonst natürlich lieber in Gesellschaft, aber in dem Fall lenken Gespräch(spartner) eher ab…) Oder schwimmen. Schwimmen ist großartig: gleichmäßige Bewegung, Ruhe,… Hat nur einen Nachteil. Wenn die zündende Idee kommt, kann man sie schlecht direkt aufschreiben. 

 

Ah, und noch ein Geheimtipp von mir.

Bügeln.

?

Ja genau. 

Auch da ist es die Monotonie, die mir die besten Ideen bringt. Ich LIEBE bügeln! Vor allen Dingen ist es unglaublich befriedigend, weil man sieht, was man geschafft hat UND man hat die Zeit, einfach nur vor sich hinzudenken. Großartig! Perfekt außerdem ist der Fakt, dass man jederzeit unterbrechen kann, um den jeweiligen Gedanken zu notieren. (In dem Fall empfiehlt es sich übrigens sehr, dass heiße Eisen vom zu bügelnden Objekt zu entfernen…)

 

Das sollte aber eigentlich gar nicht das Thema hier sein. 

Also schon, aber anders. 

Eigentlich wollte ich auf die etwas andere Art der Ideenfindung zu sprechen kommen. Jetzt. Auch das hört sich erst einmal nach einem alten Hut an, es ist nämlich nichts anderes, als einfach mal über den Tellerrand zu schauen. Aus der Box herauszudenken. Mehr zu sehen als nur die eigene Bubble, das direkte Umfeld, das Naheliegende. 

 

Aber das ist manchmal leichter gesagt als getan. Wie soll das denn gehen, wie kann es funktionieren? Und vor allem: wie funktioniert es auf Kommando? 

 

Pssst. 

Achtung.

Das Geheimnis ist…

 

Training.

 

Ähem. Bitte. Was?

 

Ja doch, ist so. Je öfter man es tut, desto besser funktioniert es. Im Zweifel auch auf Knopfdruck. Das Schöne? Das Üben macht schon Spaß! Zum Beispiel Urlaub, Auslandsaufenthalte – die können schon Training sein. Hört sich doch gut an, oder? (Und wenn wir dabei noch auf unsere Ökobilanz achten, dann kann das auch ohne bzw. mit wenig schlechtem Gewissen geschehen.) Das Geheimnis sind neue Eindrücke, neue Anforderungen. Je häufiger wir uns mit diesen „konfrontieren“, um so kreativer werden wir. 

 

Sprachen lernen oder überhaupt neue Dinge lernen ist da genauso hilfreich. Gehirnjogging im wahrsten Sinne des Wortes.  

 

Oder: Aufräumen. Ja, ich weiß, da habe ich vorhin gerade über Priorisierung und so gesprochen und jetzt verkaufe ich es als den tollen Tipp. Ja, ok, aber ich habe an dieser Stelle auch ein gutes Argument dafür. Kreativität! Und: ich meine dieses Mal nicht das „normale“ Aufräumen, sondern ich meine streng genommen eigentlich eher sortieren oder organisieren. Das tun wir, mehr oder weniger gründlich und mehr oder weniger strukturiert, in unserem Alltag häufig. Manchmal auch mehr oder weniger. 

 

Akten, Dokumente, Schriftstücke. Gedruckt oder digital. Alles wird abgelegt. Geordnet. Nach? Hmmm, vielleicht Thema. Oder Alphabet. 

 

Das Bücherregal. Sortiert nach? Bei manchen: Autoren, Nachname zuerst, alphabetisch. Oder: thematisch. Romane. Sachbücher. Alles zu Architektur. Kochbücher in einem Regal. Reiseführer im anderen. 

 

Die Platten- oder CD-Sammlung. Sortiert. Bandname, alphabetisch. Genre. 

 

Der Kleiderschrank. Sortiert. Winter, Sommer. Farbe. Lieblingsstücke vorn, Ungeliebtes weiter hinten. 

 

Das ist wohl in vielen Fällen so anzutreffen. Und schafft Ordnung. Schafft Sicherheit. Wir suchen etwas und finden es (idealerweise). Weil wir diese Ordnung haben. Die Tomaten liegen nicht beim Müsli und die Butter steht nicht bei den Schuhen. Ist so. 

 

Aber. Die Kreativität, das Ideen finden fördert diese Ordnung nicht. Wenn wir uns hierzu einen Anstupser geben wollen, dann…

·      Sortieren wir das das Bücherregal nach Farben. Also die Rücken der Bücher. Ungewohnt, sieht chic aus und wir suchen am Anfang vielleicht etwas. Aber wir denken mal wieder um die Ecke, sehen Dinge aus einer anderen Perspektive!

·      Ordnen wir die Platten oder CDs nach Stimmung. Positive Musik. Songs zum Einschlafen. Platten für Regentage. Tanzbare Musik. CDs für einen Abend in der Badewanne. Das Candle-Light-Dinner. You name it.

·      Misten wir als erstes Mal den Kleiderschrank aus. War ja ohnehin schon lange mal wieder fällig! Und beim Neu-Einräumen sortieren organisieren wir um: Kleidungsstücke nach ihrer Größe! Macht doch eh viel mehr Sinn, denn schließlich ziehen wir sie auch in dieser Reihenfolge an! Oder zieht irgendwer erst einen Mantel an und dann die Socken? Selten! Also, von links nach rechts, erst Socken und Unterwäsche, dann T-Shirts, Hemden, Hosen, Pullover und ganz zuletzt dann die Jacken. Klingt komisch? Na klar – ist ja auch auf der anderen Seite des Tellers. Äh, des Schrankes. Oder so. 

 

Ja, diese Gedanken hören sich vielleicht verrückt an. Sind sie vielleicht auch. Aber warum eigentlich nicht? Es steht doch nirgendwo, dass Bücher soundso, Lebensmittel soundso und Kleider wieder so geordnet sein müssen. Oder? Und wenn wir es einfach mal anders machen, als wir es gewohnt sind, erhalten wir einen neuen Blickwinkel auf die Dinge. Sehen sie anders. Und stoßen damit unser Gehirn ein bisschen aus seinem komfortablen Alltagstrott. 

 

Perspektivwechsel für mehr Kreativität.

 

In diesem Sinne: stürmt die Kleiderschränke ;)

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