Hä?
Nein. Keine Sorge, das ist kein Schreibfehler.
Es besteht auch keinerlei Grund, sich über meinen geistigen Zustand Gedanken zu machen. (...wobei...)
Nein Quatsch.
Die allermeisten werden auf die Idee gekommen sein, das Wort einfach mal von der anderen Seite, „von hinten“ zu lesen. Bei manchen – besonders denjenigen, die gerne und viel lesen - passiert diese „Worterkennung“ sogar automatisch. Buchstaben werden ergänzt, an ihre richtige Stelle gesetzt... Wie in diesem Text:
Hsnäel und Gterel sind die Kidner eenis armen Hlellrzoäfs, der mit seienr Frau im Wald lbet. Als die Not zu groß wrid, überredet sie iehrn Mnan, die beiden Kidenr nach der Abreit im Wald züruck zu lsesan. Der Hlfeläzolr fhürt die bdieen am nsethäcn Tag in den Wlad. Doch Häesnl hat die Eetrln bhesclaut und lget eine Spur aus kieneln weießn Steenin, anhnad dreer die Keindr züdecuknrfin. [...]
Und? Ist doch gar nicht so schwer, oder?
Wie ist es denn hiermit:
D1353 M1TT31LUNG Z31GT, ZU W3LCH3N GRO554RT1G3N L315TUNG3N UN53R G3H1RN F43H1G I5T. 8331NDRUCK3ND OD3R?
Ja, heute soll es hier um Kreativität gehen. Und da fand ich es als Basis ganz prima, mal zu zeigen, wie kreativ wir mit gewissen Problemstellungen umgehen. Was unser Hirn uns da für Hilfestellungen leistet. Großartig, oder? Also, ich will von niemandem mehr hören, er oder sie sei nicht kreativ!
DEFINITION
Aber, fangen wir mal vorne an.
Kreativität ,was ist das eigentlich? Laut Definition ist es die „schöpferische Fähigkeit, Neues zu erschaffen, das in irgendeiner Art und Weise Nutzen oder Sinn hat“. Also tatsächlich zu „kreieren“ oder auch sich etwas „erdenken“. Aber ist das nun eine Begabung? Kann man das lernen? Haben das manche Menschen und die anderen dann eben nicht?
Nö.
Viel schlimmer: Jeder, der denken kann, ist auch in der Lage, kreativ zu sein.
Ups.
Ja, es ist tatsächlich so. Jeder Mensch hat die Anlage dazu. Die Frage ist nur, wie stark oder schwach die Ausprägung dieser Anlage ist. Und auch, in welchen Bereichen man sich diese Anlage zunutze macht. Das kann variieren und ist nicht bei allen gleich. Als Kinder zum Beispiel waren die meisten von uns mit Sicherheit unglaublich kreativ. Im Erfinden von Spielen. Beim Bauen von Staudämmen und Höhlen. Oder auch beim Malen. Und genau diese – ich nenne es mal unbedarfte - Herangehensweise an die unterschiedlichen Dinge haben viele irgendwann in den allermeisten Bereichen aufgegeben. Beziehungsweise nicht mehr angewendet. Oder auch beschränkt auf einen Bereich. Zum Beispiel den ausgeübten Beruf oder ein Hobby. Aber nicht mehr so breit angelegt, wie als Kind.
Kreativität entsteht in unserer rechten Gehirnhälfte. Das Dumme ist nur, das in unserer Gesellschaft meist die linke Gehirnhälfte gefördert wird – das ist die, die für logisches Denken, Zahlen und solche Sachen zuständig ist. In der Schule geht es meist nicht darum, einen kreative Lösungsweg für eine Matheaufgabe zu finden, sondern die richtige Lösung. (Ich wäre ein Mathe-Ass gewesen, wenn das gefragt gewesen wäre...)
Die meisten Menschen verbinden darüber hinaus Kreativität in der Regel mit Kunst. Mit Malen. Mit Töpfern. Mit Musizieren. So was. Und sagen dann: kann ich nicht. Ergo: ich bin nicht kreativ. Aber so einfach kommt man nicht davon. Kreativität ist in allen möglichen Bereichen gefordert. Beim Planen eines Urlaubs zum Beispiel. Oder auch beim Entwickeln von Strategien im Job. Bei der Überlegung, wo in der Wohnung welches Möbelstück platziert werden soll. Welches Präsent zur Geburtstagsfeier mitgebracht wird. Das erfordert alles Kreativität!
DIE STEIGERUNG
Gute Nachricht für alle: man kann auch die eigene Kreativität (wieder) steigern. Zunächst einmal ist eine Grundvoraussetzung, dass man seine eigene Frustrationsschwelle ein bisschen nach oben setzt. Also, nicht nach dem ersten Mal gleich wieder sagen: „Siehste kann ich nicht, hab ich gleich gesagt.“ Man kann es ja vielleicht auch nochmal versuchen und dann eben auf eine andere Art und Weise. Oder: einfach mal verrückt sein! Herrlich rumspinnen. Richtig oder falsch gibt es nicht. Einfach nur kompletten Nonsens ausspucken. (Also nicht wörtlich...) Meistens werden wir kreativ, wenn kein Druck da ist. Und Angst auch nicht, die blockt total. Manche brauchen Ordnung und Stille. Andere brauchen Chaos und Lärm. Kann man ja ausprobieren. Ich habe die besten Ideen beim Schwimmen, beim Bügeln (ja ehrlich – und ich mach‘s genau aus dem Grund auch gern, schon immer!) und beim Laufen. Also bei recht monotonen Dingen, bei denen man nicht über das Tun als solches nachdenken muss. Manchen kommen die besten Ideen kurz vorm Einschlafen. Auch gut. Blöd ist es dann, wenn man sie nicht gleich aufschreibt, sondern sich die ganze Zeit denkt: „Das muss ich mir unbedingt merken. Ich darf es auf keinen Fall vergessen. ...“ Gefahr ist dann nämlich, dass man vor lauter „Dran-denken“ nicht einschlafen kann.
SCHLÜSSELERLEBNIS
Es gibt natürlich auch Methoden zur Kreativitätssteigerung. Manche davon sind so kompliziert, dass das kreativ sein an sich leichter ist. Vielleicht mal ein ganz praktisches Beispiel: Draußen scheint die Sonne, es ist angenehm warm. Das Telefon klingelt, eine Einladung zum Eis. Prima, schnell Schuhe an und raus. Kaum fällt die Wohnungstür ins Schloss, kommt auch schon der Schreck. Der Schlüssel ist noch drin. So. Und jetzt bin ich gespannt auf die Ideen, was zu tun ist. Oder besser: was getan werden könnte, denn wir denken natürlich alle immer an den Wohnungsschlüssel. Und an jeden anderen auch. Also: was für Ideen gibt es? (Außer einen viel zu teuren Schlüssel-Notdienst anzurufen. Das können wir immer noch machen.) Also: das Eis gehen wir trotzdem essen, oder? Und dann? Ideen sprudeln lassen. Alternativen suchen. Je mehr, desto besser. (Und wir stellen uns die Situation ja auch nur vor.)
FRAGEN STELLEN
Eine weiterer Kreativitätsboost sind Fragen. So eben wie Kinder Fragen stellen. Warum? Wieso? Weshalb ist das so? Was wäre wenn...? Wie wäre es, wenn...? Warum ist das Wasser in dem See so grün? Warum ist es warm wenn die Sonne scheint? All solche Dinge. In dem man viele Fragen stellt, kommt man auch zu vielen Lösungen. Auf viele Ideen. Neugierig sein (und bleiben!).
Weitere Motoren sind: Lesen. Alles, möglichst bunt gemischt. Vielleicht auch mal das Fernsehprogramm (Telefonbücher gibt’s ja nicht mehr.). Fernseh schauen. Aber nicht immer nur den Samstagabendkrimi. Reisen (ja, ein bisschen schwierig momentan). Neues kennenlernen. Verschiedene Gerichte probieren. Sich mit anderen Menschen austauschen. Und. Und. Und. Ich glaube, es ist klar, worauf ich hinausmöchte. Kreativität will gefüttert werden! Und dann wird sie mehr. Nichts leichter als das!
Und während wir uns so darüber unterhalten, war ich selbst auch schon wieder kreativ. Habe einen kleinen Text über Kreativität geschrieben. Und hoffe, dass das Lesen genauso viel Spaß macht, wie das Schreiben.
Viel Spaß bei allen alltäglichen Kreativitäten!
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