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Small Talk  oder: Warum immer über’s Wetter reden?  

 

In unserem täglichen Leben reden wir (im Normalfall) gelegentlich miteinander. Momentan vielleicht nicht so viel in der direkten Begegnung, aber vielleicht am Telefon, im VideoCall oder sonst irgendwie digital. Und selbst wenn wir nicht reden, kommunizieren wir. Kommunikation gehört zu unserem täglichen Leben und findet überall dort statt, wo Menschen aufeinander treffen. In Worten, oder aber über Gesten, die Mimik, Körpersprache. 

 

Total spannendes Thema, dieses „Kommunizieren“! Und vielfältig. Deshalb soll es hier heute nur um einen kleinen Teilbereich gehen, nämlich dieses kleine Ding, dieses belanglose Plaudern, dieses Einstiegsgespräch, den sogenannten „Small Talk“. Häufig ist man genau in dieser Situation sprachlos. Vor allem Unbekannten gegenüber gelingt dieses „belanglose“ Plaudern nicht, man hat Hemmungen, und weiß – außer dem Wetter vielleicht – kein Thema, in das man unverfänglich einsteigen kann. 

 

Im Moment vielleicht noch zusätzlich erschwert dadurch, dass man sich mit Maske gegenübersteht (oder nebeneinander) und bei manchen Mitmenschen das Tragen des Mund-Nase-Bedeckung einem Schweigegelübde gleich kommt. Im Supermarkt: Wildes Durchdrängeln, statt freundliches „Entschuldigung, kann ich mal bitte durch?“ Auf dem Gehweg: Hilfloses Anblicken, Schulterzucken und dann doch drauflosmarschieren. 

Warum?

Man kann doch auch mit „Maultäschle“ noch sprechen! Echt, ich hab’s ausprobiert, es funktioniert! Und: ganze Berufsgruppen tragen dieses Ding den ganzen Tag (oder die ganze Nacht – oder beides) und reden trotzdem noch miteinander, tauschen Informationen aus...

 

Ach, lassen wir das, kommen wir zum Small Talk zurück. 

Laut Wörterbuch ist der Small Talk „die oberflächliche Unterhaltung über belanglose Themen, die man meist mit Personen führt, die man nicht gut kennt“. Übersetzt aus dem Englischen bedeutet es in etwa: unbedeutendes oder kleines Gespräch. 

 

Small Talk findet meist mit unbekannten Gesprächspartnern statt und dient einem ersten Kennenlernen. Überall, wo Menschen sich begegnen, passieren diese kleinen Unterhaltungen auf einer eher allgemeinen Basis. Auf geschäftlicher Eben wird die zwanglose Unterhaltung gern zum „Networking“, dem Knüpfen neuer (Geschäfts-)Beziehungen genutzt. 

 

Es geht hierbei nicht um ein perfektes Gespräch (btw: was ist eigentlich ein „perfektes Gespräch“?). Es ist also ziemlich viel erlaubt. Und grundsätzlich versucht man, eine positive Stimmung zu verbreiten. Okay, je nach Situation vielleicht besser nicht mit dem neuesten Stammtischwitz. 

 

Aber mit einem netten Kunstwitz vielleicht?

Wie wär’s mit dem: 

Zwei Wespen treffen sich im Freibad. 

Sagt die eine: „Interessierst du dich für Kunst?“ 

„Ja, warum?“ 

„Dann fliegen wir mal rüber zu dem Typen da und ich zeige dir ein paar alte Stiche!“

 

Gnihihihi!!!

 

So, Eis gebrochen, erste Hürde genommen. Jetzt noch eine offene, freundliche Körperhaltung – nicht die Arme verschränken... Lächeln. (Ist das, was den meisten Menschen ohnehin am besten steht.) Und auf sie mit Gebrüll. Also nein, natürlich nicht brüllen. Dann sind wir ja alle gleich wieder los. Gemäßigt! Wir zeigen Interesse am Gegenüber, starten den SmallTalk. 

 

Worüber? 

Mmmmmmh.... 

Grübel... 

Das Wetter? 

Joah, ist ganz schön heute, Spätsommertag, schön warm. 

Und nun?

 

Tadaaaaah, ich habe mal eine neue Idee!

Wie wäre es denn mit Kunst?

Das muss ja nicht gleich ein wissenschaftlicher Exkurs sein.

Nö, aber vielleicht ein bedeutendes Bauwerk vor Ort? Hier in Freiburg vielleicht: „Haben Sie schon gesehen, dass die Bauarbeiten am Münsterturm jetzt abgeschlossen sind?“ 

Eine Ausstellung bietet sich auch an.

 

BITTE NICHT über Politik, Religion oder Krankheiten sprechen – dafür kennen wir uns noch nicht gut genug! 

 

„Ja aber mit Kunst kenn ich mich zu wenig aus...“

Kein Problem – hier kommt der ein kleiner Crash-Kurs zur Inspiration. Tut nicht weh, versprochen. Macht sogar Spaß. Und als SmallTalk-Thema wirklich bestens geeignet. In nahezu jedem Ort überall auf der Welt gibt es Kunst in irgendeiner Form. Vielleicht gibt es ein Theater, eine Konzerthalle, Museen, Galerien, Kunst im öffentlichen Raum, bedeutende Gebäude wie Kirchen oder moderne Hochhausbauten und vieles mehr. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. 

Kunst ist mittlerweile auch eine beliebte Kapitalanlage, wird auf Auktionen hoch gehandelt und hat Einzug gehalten in Privathaushalte ebenso wie in Sammlungen der Unternehmen. Und eben diese Unternehmen beauftragen dann wieder renommierte Architekten, um den Firmensitz repräsentativ zu gestalten. 

 

Ein bunter Strauß an Möglichkeiten für einen Gesprächseinstieg also.

 

Kommen wir also zum „Crash-Kurs“ und klären erst einmal die Frage: was ist eigentlich Kunst?

Auch hier wieder ein Blick ins Lexikon. Laut dem ist Kunst das „schöpferische Gestalten und Schaffen von Werken (wie Malerei, Musik, Literatur“. Kunst ist vielfältig (s.o.), teilt sich in unterschiedliche Bereiche. 

 

Die europäische Kunstgeschichte beginnt etwa in der Zeit des frühen Mittelalters und hört nicht auf... Sie beschäftigt sich mi Werken der Malerei und Grafik, Bildhauerei und Baukunst. 

Diese Vielfalt hat man vor allem ab dem 18. Jahrhundert versucht, in eine gewisse Ordnung zu bringen. Kunst wurde anhand bestimmter Elemente kategorisiert und so bestimmten Zeitabschnitten, den Epochen, zugeordnet. Diese Epochenbegriffe beginnen mit dem frühen Mittelalter und setzen sich chronologisch bis in unsere heutige Zeit fort. Durch die zunehmende Industrialisierung und Globalisierung ab dem 19. Jahrhundert entstanden zum Teil mehrerer Strömungen gleichzeitig und ließen sich nicht mehr in starre Muster pressen. Die großen europäischen Epochenbegriffe finden in dieser Zeit ein Ende. 

 

Da die meisten dieser Begriffe aus der Rückschau vergeben wurden, ist es vielleicht nachfolgenden Generationen möglich, auch für diese vielfältigen Strömungen ab dem 19. Jahrhundert einen gemeinsamen Nenner und damit einen prägnanten Begriff zu finden. Da uns dies (noch) nicht möglich ist, behelfen wir uns mit dem etwas schwammigen Konstrukt „Moderne“.

 

Die Epochen im chronologischen Überblick

 

Romanik

1000-1250

Wesentliche Kennzeichen: Rundbögen, Blockhaftigkeit

 

Gotik

1150-1450

Wesentliche Kennzeichen: Spitzbögen, hochaufstrebende Kathedralen, Maßwerk

 

Renaissance

1420-1650

Wesentliche Kennzeichen: Bezug auf die Antike, Symmetrie

 

Barock

1610-1770

Wesentliche Kennzeichen: Voluten, ovale Formen

 

Klassizismus

1750-1840

Wesentliche Kennzeichen: Bezug auf antike Formen, Würde

 

Jugendstil

1880-1914

Wesentliche Kennzeichen: organische Elemente, Natur als Vorbild

 

Hierzu gibt es übrigens im Shop auf meiner Website www.nicoleklemens.de einen kostenlosen Spickzettel zum Download: Die Epochenuhr!

 

Zu guter Letzt noch ein kleiner Tipp für den Umgang mit Kunst: Neugierig bleiben! Man braucht nicht unbedingt Fachkenntnis, um sich zum Beispiel ein Gemälde anzuschauen. Gerade auf (Geschäfts-)Reisen bietet sich immer mal wieder die Gelegenheit für einen kurzen Museums- oder Ausstellungsbesuch: Hierbei ist es nicht notwendig, jedes ausgestellte Werk in aller Ausführlichkeit anzuschauen. Es reicht auch vollkommen, einfach mal durch die Räume zu schlendern und bei dem Werk stehen zu bleiben, dass ansprechend, einladend wirkt. Hier kann man dann etwas länger verweilen. Alle anderen kann man auch links liegen lassen. Echt, das geht! Der erste Eindruck entscheidet. Einfach die Zeit nutzen für „sympathische“ Kunstwerke und dort verweilen – vielleicht ergibt sich ja ein längeres Gespräch. 

 

Ebenso beim SmallTalk: Lieber mit den sympathischen Menschen plaudern. Vielleicht ja über sympathische Kunstwerke...

 

Viel Spaß beim Ausprobieren!

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