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...unter uns...  

 

Wie gesagt, heute wird es persönlich... Ausnahmsweise mal nichts zu Kunst, Kultur und Design – zumindest nicht direkt. Eher indirekt. Heute geht es – wenn man so möchte – um das, was „dahintersteckt“. Also ein Blick hinter die Kulissen meiner Selbständigkeit. 

 

Fangen wir vorne an: Seit 2014 bin ich (wieder) als Kunsthistorikerin selbständig. Das war ich schon einmal nach meinem Studium, habe mich aber von der Versuchung einer „ordentlichen“ Stelle hinreißen lassen. Die Stelle war vor allem eins: ordentlich weit weg. Zumindest für die tägliche Pendelei. Mein Wunsch nach einer Veränderung und kürzeren Fahrstrecken war bald so groß, dass ich mich tatsächlich eine Weile in einer komplett anderen Welt ausgetobt habe. Eine Welt, die so gar nichts mit meiner Ausbildung oder meinem Studium zu tun hatte. Aber auch dieser Ausflug war es absolut wert – irgendwo ist ja immer etwas, das man mitnimmt! Es folgte noch ein weiterer Versuch, die Fahne des Angestelltendasein aufrecht zu halten... Puh, das war jedoch vom Umfeld eher eine Katastrophe. 

 

Tatsächlich tue ich mich schwer in zu starren Strukturen und immer gleichen Tagesabläufen. Eine Erkenntnis, die so langsam aber sicher kam. Und mit ihr die Gewissheit, dass es nicht ein Stellenwechsel ist, der das ändert. Ich musste komplett raus aus dem Angestelltensystem. Mich wieder austoben können. Mit allen Risiken, die damit verbunden waren und sind. Und mit einigen ziemlich harten Learnings. Aber auch mit der Chance, sich immer wieder verändern zu können. Wenn’s sein muss, von heute auf morgen neue Dinge anzupacken und genauso aber auch (wenn’s nicht funktioniert) wieder sein zu lassen. Ja, ich weiß, dass ist nicht für jede*n die Erfüllung. Und das ist ja auch gut so! Jede*r soll selbst entscheiden, was das Richtige ist  (und wenn’s das doch nicht ist, die Chance haben, etwas anderes auszuprobieren). Mein „Richtiges“ ist die Selbständigkeit. 

 

Tja, und dann kam 2020. Das Jahr, von dem ich noch im Februar gedacht habe, es wird so riiiiiichtig cool. Viele tolle Projekte warteten, spannende Herausforderungen standen an – und ich hatte so richtig Lust darauf! 

 

Und dann mit dem März der Schlag vor den Bug. Rien ne va plus – nichts geht mehr. Keine Museumsführungen mehr, keine Stadtspaziergänge, keine Präsenzseminare, nichts. Ich finde noch immer den Vergleich mit einem Reh im Scheinwerferlicht sehr treffend. Genauso habe ich mich gefühlt. Schockstarre. Wegrennen nicht möglich. Wohin auch? Na ja und am Anfang war ja auch noch der Gedanke da, dass „das alles“ gar nicht so lange dauern wird. Alles bald vorbei. Hmmmm. Naja, das „gar nicht so lange“ bis heute andauert, damit haben wir wohl alle nicht gerechnet.  

 

Tatsächlich bin ich niemand, der lange still sitzen kann. Selbst im Urlaub setzt nach ein paar Tagen das „Kribbeln im Kopf“ ein und dann hab ich wieder tausend Ideen und am besten sollen alle sofort umgesetzt werden... Das macht Spaß! 

 

Genauso war es nach... mmmmmh, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie lange es gedauert hat. Nicht zu lange. Es kam auch nicht von heute auf morgen, sondern hat sich langsam in Gang gesetzt. Und dann kamen die Ideen wieder. Der Blick auf die Chancen. Und die Möglichkeiten. Etwas, dass aus diesem „wieder anrollen“ entstanden ist, ist dieser Newsletter, die Kulturlektüre. Es macht mir bis heute großen Spaß, mir jede Woche etwas Neues einfallen zu lassen und ich freue mich, dass die Anzahl der Leser*innen in der Zwischenzeit stetig gewachsen ist. Vor allem aber finde ich es schön zu wissen, dass meine Ideen auch anderen Spaß machen und bringen. Danke dafür und für das viele tolle Feedback!

 

Und es ist eben auch ein gutes Beispiel, dass uns Krisen immer wieder Chancen eröffnen. Oder wie ich kürzlich einmal gesagt habe: es ist die Zeit der Veränderung. (Manches verändert sich tatsächlich auch hin zum Negativen, das muss ehrlicherweise gesagt werden – aber ohne Regen kein Regenbogen!) Ja, wir können uns hinsetzen und abwarten oder wir nehmen die Situation an  und machen das Beste daraus. Irgendwas geht immer. Und irgendwie geht’s auch immer weiter. Wenn man dann zurückschaut, ist erstaunlich, wie flexibel wir doch sein können!

 

Ja, es wäre schön, wenn dieses Verändern auch ohne Krisen und tragische Ereignisse abläuft – tut’s aber nicht. Ist so. Aber he: das Großartige ist: wir sind keine Steine, wir können uns verändern, sind flexibel! 

 

Jetzt habe ich schon wieder so viel geschrieben. Wollte ich gar nicht. Ich hatte mir fest vorgenommen, dass dies heute ein kurzer Text wird. Also höre ich jetzt auf. ...und während die zwanzigste Kulturlektüre hinaus in die Welt geht, sitze ich im Urlaub an der Ostsee und freue mich schon auf das Kribbeln im Kopf. Und darauf, die ganzen Ideen umzusetzen!

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