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Wir müssen ja sowieso denken... .

 

Ich sag’s mal so, wie es ist: ich habe die Nase voll! Jawohl. Und zwar ordentlich. Gestrichen. Fertig. Keine Lust mehr. Basta. Bäm.

So.

Danke, jetzt geht’s mir schon besser.

 

Ach so, ich sollte vielleicht noch kurz so zwei bis drei Worte zu meinem Ausbruch verlieren. Also gut, ich versuche es mal in geordneter Reihenfolge. Ich weiß, die momentane Situation ist für uns alles nicht leicht. Im Gegenteil: wahrscheinlich haben die meisten von uns noch nie eine besch... Zeit erlebt. Wir haben Einschränkungen auf allen Gebieten. Wir dürfen vieles nicht so, wie wir es wollen. Und überhaupt. Das sehe ich alles und ehrlich: es betrifft mich selbst auch ganz schön. Ich würde auch gerne arbeiten. Und zwar „ganz normal“. Möchte Museumsführungen machen, möchte mit Gruppen durch Freiburg spazieren und möchte auch sehr gerne Unterricht „in echt“ abhalten, nicht nur am Bildschirm. Und wo wir schön bei „wünsch dir was“ sind: ich möchte auch gerne wieder reisen, unterwegs sein, Menschen treffen,... Ach, man könnte Seiten füllen.

 

Ist aber nicht. Geht nicht. So. 

ABER.

Das ist jetzt halt eben mal alles anders. Und wir wissen auch noch nicht, wie lange. 

Davon habe ich auch nicht die Nase voll. Das ist es nicht, was mich so auf die Palme bringt. 

Was mich wirklich nervt, ist der ständig mitschwingende Pessimismus. (Wie schon gesagt, ich sehe die Situation durchaus mit all ihren Schwierigkeiten, Herausforderungen, Ängsten, Bedrohungen, ...) 

 

Wir können es uns aber zusätzlich auch noch schwerer machen. Ändern tun wir an der Situation aber nichts dadurch. Also, was bringen dann die negativen Formulierungen? Genau: nichts! Egal, welche Zeitung man aufschlägt, welche Schlagzeile man liest: ein ums andere Mal ist es negativ. Das nervt!

 

Wie ich eingangs geschrieben habe (und der Spruch ist nicht von mir, den habe ich gefunden ohne einen Urheber benennen zu können): denken müssen wir sowieso – warum denn dann nicht gleich positiv? Denn, das ist wissenschaftlich belegt, wenn wir eine positive Grundeinstellung haben, fühlt sich alles gleich viel besser an. Das heißt nicht, dass wir naiv durch die Weltgeschichte stürmen sollen. Es heißt, dass wir vielleicht bei den Schlagzeilen anfangen könnten, etwas an der Atmosphäre um uns herum zu ändern. Ein Beispiel aus meinem täglichen Umfeld: Das nächste Museum verkündet, dass es „leider aufgrund der derzeitigen Maßnahmen schließen muss“. Das stimmt. Das ist so. Aber würde es sich nicht schöner lesen, wenn da statt dem, was ohnehin nicht geht, etwas stehen würde, was geht? Also vielleicht: „schauen sie doch in unserem Skulpturengarten vorbei, der hat auf“ oder „als kleinen Ausblick auf unsere nächste Ausstellung empfehlen wir ihnen die Lektüre von XYZ“ oder oder oder. Denn das ist es doch, was wir alle wollen: wir wollen ein „danach“! Und eine Möglichkeit, das „jetzt“ zu überbrücken. Ohne noch mehr Einschränkungen vor die Nase gehalten zu bekommen. 

 

Es gibt da im  Moment eine fast schon inflationäre Verwendung des Begriffs „Mindset“ – aber das trifft es hier vielleicht auch ganz gut. Vielleicht versuchen wir mal, unser Mindset ein wenig anders zu sortieren. Das könnte doch ein Antrieb sein! 

 

Apropos „Antrieb“: wenn wir nicht immer wieder an die Veränderung und irgendwie auch an was „Gutes“ geglaubt hätten, hätten ganz viele Erfindungen wahrscheinlich nie stattgefunden. (Und würden es auch nicht mehr). Weil he, wir haben ja nicht irgendwann die Erfindung von Plastiktüten gefeiert, weil wir da schon voraussehen konnten, welche Umweltkatastrophe in ihrer massenhaften Verbreitung begraben liegt. Oder das Flugzeug. Dessen Erfindung (und der erste immerhin zwölf Sekunden dauernde Flug der Brüder Wright) wurde gefeiert. Menschen wollten schon immer fliegen können – nun ging es! Wer hat da daran gedacht, dass Flugzeuge in Kriegen eingesetzt werden würden und so tausende von Menschen ihr Leben verlieren würden? Genau. 

 

Wir könnten uns hier ein Beispiel an der schönen, glitzernd-glänzenden Werbewelt nehmen. Dort werden uns die Pralinen verführerisch vor die Nase gehalten: hach, wie die duften und wie die schmecken und dann werden sie auch noch vom Märchenprinz (oder der Prinzessin) persönlich vorbeigebracht. Ein Traum!

Da sagt ja auch keiner, dass das kleine Ding 548 kcal hat und wenn wir davon mehr als drei essen wir gleich fünf Kilo zunehmen, eine Fettleber bekommen und Diabetes obendrauf. 

 

Vielleicht könnten wir also – uns selbst zuliebe – das Denken ein bisschen mehr als Werbesendung für uns einsetzen. Ja, nö, nicht gleich übertreiben. Aber so ein paar (mehr) positive Formulierungen und Wohlwollen bringen bestimmt gleich ein besseres Gefühl! In Worten genauso wie in einem Lächeln. J

 

Worte sind mächtig. Sehr, sehr, sehr mächtig sogar. Vielleicht hierzu nochmal ein paar Beispiele. Wenn ich mir vorstelle, dass bei meinem anfänglichen Aufreger die Entgegnung gekommen wäre: „Reg dich nicht auf!“ – puh, ganz ehrlich? Dann wollte ich nicht in der Haut von demjenigen gesteckt haben, der/die sie sagt. Hört man so etwas, geht man doch erst recht durch die Decke! Reg dich nicht auf... Will ich aber! Mach ich auch!

In solchen Situationen ist es vielleicht ganz gut mal „bleib ruhig“ auszuprobieren. Sagt im Kern das Gleiche, klar, ist aber ohne „nicht“ und hört sich damit schon viel positiver an. 

Genauso ist „das war nicht schlecht“ nun wirklich kein Lob! „Nicht schlecht“ -pfffff! Höre ich ein solches „Lob“, bleibt doch eher das „schlecht“ hängen, als alles andere. Positiv formuliert wäre es doch: „das war gut“! Auch hier wieder – sagt das Gleiche, hört (und fühlt) sich aber ganz anders an. 

 

„Komm bitte nicht zu spät“. Hört sich gut an? Klar, steckt ein „bitte“ drin... Aber ehrlich? „Sei bitte pünktlich“ hört sich freundlicher an, oder?

 

Und zum Abschluss noch eins: „Kein Problem“ ist eins. Echt. Problem sowieso. Hört sich so an. Ist es auch. Das kann ich noch so liebevoll sagen. Bleibt doof. 

Stattdessen ein freundliches „mache ich gerne“ klingt doch gut!

 

Das alles funktioniert auf der (aus)gesprochenen Ebene übrigens genauso wie mit der „inneren“ Stimme. Gegen all die Schweinehunde in uns drin – ob sie nun Sören oder Hildegard heißen!

 

Also: wir müssen ja sowieso denken – warum denn nicht gleich positiv! 

 

Oh, und den formuliere ich im Sinne der Sprachhygiene auch noch um: Positiv denken ist super!

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