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Design im Alltag I.  Oder: die nicht so flatterhafte Verpackungs-Alternative  

Nein, ich starte jetzt nicht die Diskussion, was zuerst da war.

Ei? 

Oder

Huhn?

Mir doch egal!

 

Heute geht’s um Verpackungen und ein Huhn… naja, kann man schon verpacken… Lebend in einen Käfig. Verzehrfertig zubereitet in Pappkartons für die Gefriertruhe. Soll aber heute nicht Thema sein. 

 

Sondern das Ei. 

 

Per se eine total geniale Erfindung – also die Verpackung des Eies, auch Schale genannt. Nur 0,2 – 0,4 mm stark, fast komplett aus Kalk (genaugenommen Calciumcarbonat und das zu 90%) und megastabil. So stabil, dass ein Hühnerei das Vielfache seines Eigengewichts tragen kann. In Experimenten klappte das mit bis zu einem hundertfachen(!) des Gewichts! Wow!

 

Daran ist aber nicht nur das Material schuld, sondern auch die Form. Die Eierschale ist nämlich gebogen = gebogene Schalenform = die stabilste Form, die es gibt. Drückt man an einer Stelle drauf, wird der Druck über die Rundung an die gesamte Ei-Form weitergegeben. (Wäre sie gerade, würde der Druck nur an einer Stelle wirken und peng, Schale kaputt.)

 

So weit, so gut. Ziemlich geniales Design der Natur. 

 

Und trotzdem ist der Transport von Eiern (rohen Eiern) so eine Sache. Etwas „wie ein rohes Ei behandeln“ meint ja nun nicht, dass man das Ding mal eben so in die Einkaufstasche steckt. Also, geht schon, aber eben nur einmal.

 

Verspüren wir also Appetit auf… hm, vielleicht Rührei? Dann brauchen wir etwas, um die, sagen wir mal vier Eier, nach Hause zu transportieren. Wir könnten uns ein Huhn kaufen. Ist auch nicht ganz so einfach zu transportieren, weil es vielleicht ein bisschen aufgeregt ist und dann schon etwas… nun sagen wir „flatterhaft“ ist. Dann müssten wir aber vier Tage auf unsere Eier warten. Oder sogar noch ein bisschen länger, denn statistisch gesehen legt jedes Huhn pro Jahr etwa 300 Eier – da das Jahr ein bisschen mehr Tage hat, haut das also mit dem „ein Ei pro Tag“ nicht ganz hin. Und außerdem: dann haben wir vielleicht gar keine Lust mehr auf Rührei…

 

Alternative: Wir transportieren doch einfach nur die Eier. Das mit der Tasche hab ich ja weiter oben schon gesagt, ist nicht so ideal. Dachte sich auch 1906 schon Thomas Peter Bethell[i] in Liverpool und entwickelte einen Rahmen aus Papierstreifen, die man in einen Kasten oder in Kartons einlegen konnte. Eier waren voneinander getrennt, gepolstert (ein bisschen) – et voilà! (Ach so, kleine Ergänzung: man kann die Eier natürlich auch in einem Korb sammeln, macht der Osterhase ja auch so.)

 

Das Ganze wurde im Laufe der Zeit verbessert, 1911 beispielsweise durch den Kanadier Joseph Coyle und 1921 durch Morris Koppelman, der dann auch ein Patent anmeldete. 1931 meldete Francis H. Shermann wiederum ein Patent an auf aus Papierzellstoff hergestellte Eierkartons. Das ähnelt sehr dem, was wir heute noch verwenden. 

 

Interessant: Man hat zwar einzelne Verbesserungen vorgenommen, zum Beispiel „Sockel“ eingefügt, die den Druck vom Ei wegnehmen beim Stapeln der Kartons und ähnliches – die Grundidee besteht aber schon seit über 100 Jahren und das bislang Alternativlos. Als vom Kauf eines Huhns abgesehen!



[i] https://de.wikibrief.org/wiki/Egg_carton

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