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Wasser in Wattwiller - und in der Kunst

Ein ganzes Kunstzentrum nur für ein Element? Oh ja! Die Fondation François Schneider im elsässischen Wattwiller widmet sich ganz dem Thema Wasser – in all seinen Formen und Bedeutungen. 🌊

Gegründet wurde sie vom Unternehmer François Schneider, früher Leiter der „Sources de Wattwiller“. Mit seiner Stiftung wollte er jungen Künstler*innen eine Bühne bieten – und gleichzeitig sein Herzensthema Wasser künstlerisch erforschen lassen.

Seit 2011 werden im Rahmen des Wettbewerbs „Talents contemporains“ jährlich Werke aus aller Welt ausgezeichnet, die sich mit Wasser auseinandersetzen. Ob Installation, Malerei, Video oder Skulptur – alles ist möglich, solange das Element im Fokus steht.

🏛 Die preisgekrönten Arbeiten werden auf 2.000 m² Ausstellungsfläche und im großzügigen Garten des Zentrums präsentiert. In dem heutigen Gebäude der Sammlung wurden früher die Wasserflaschen abgefüllt – davon kann man heute in den modernen, lichtdurchfluteten Räumen nur noch ahnen…

Im Lauf der Jahre entstand so eine einzigartige Sammlung, die Wasser als Quelle des Lebens, als Bedrohung, Symbol oder ästhetisches Phänomen zeigt.

Aktuell zu sehen: die Ausstellung „Confluences“ (Zusammenflüsse). Sie bringt Werke aus der Sammlung der Fondation mit denen der FRAC du Grand-Est (zeitgenössische Kunstförderinstitutionen) zusammen. Inspiriert von der Idee des Zusammenfließens – wie bei Flüssen – zeigt sie, wie sich Werke unterschiedlicher Stile und Kulturen begegnen und miteinander in Dialog treten.

💬 30 Künstler*innen, darunter Massimo Vitali, Sandy Skoglund und Rahshia Linendoll-Sawyer, laden mit Malerei, Video, Skulptur & Co. dazu ein, Wasser in all seinen Facetten zu erleben – von urbanen Stränden bis zur stillen Harmonie zwischen Körper und Wasser finden hier Werke zusammen. Kuratiert wurden die Ausstellung von Sarah Guilain.

Meine beiden Lieblingsbilder in der Ausstellung sind diese:

Jenny Ymker

Mopping (2016)

Woll-/Baumwollteppich

119 × 197 cm

Sammlung Fondation François Schneider

 

In Mopping zeigt die niederländische Künstlerin Jenny Ymker eine Szene, die auf den ersten Blick soooo alltäglich erscheint: Eine Frau steht im Wasser und wischt mit einem Putzlappen das Wasser auf. Aber halt, wo steht sie denn? …auf den zweiten Blick wird die Absurdität ihrer Handlung klar… Das Meer aufwischen. Wird schwer. Ist schwer.

 

Die Arbeit zeigt die Sinnlosigkeit, die manchmal in unserem Tun liegt und die  Ohnmacht, die uns vielleicht in einem solchen Moment überkommt. Gleichzeitig strahlt die Szene eine stille Schönheit aus, die durch die traditionelle Gobelin-Technik und handgestickte Details in ein poetisches Bild verwandelt wird.

 

Mit Mopping gewann Ymker 2016 den Preis der Fondation François Schneider im Rahmen des Wettbewerbs „Talents Contemporains“, der sich auf das Thema Wasser konzentriert.

 

Emma Perrochon

Linge des Champs (2016)

Leinstoff, Leinöl, Pigment in Himmelblau, Meudon-Weiß, Asche

144 x 480 cm

Sammlung 49 Nord 6 Est – Frac Lorraine

 

Zwei Bahnen gefärbten Leinens hängen mit Wäscheklammern an einer Leine – auf den ersten Blick schlicht und alltäglich. Doch was wie abstrakte Farbflächen wirkt, stammt vom Händeabtrocknen und Aufwischen im Atelier und besteht aus blauem Pigment, Meudon-Weiß und Asche.

 

Die französische Künstlerin Emma Perrochon verbindet in Linge des Champs handwerkliche Traditionen mit häuslichen Routinen: Der Leinenstoff wird mit Bleichmittel behandelt, anschließend mit Leinöl, himmelblauem Pigment, Meudon-Weiß – einem klassischen Kreidepigment – und Asche bearbeitet. Das blaue Pigment erinnert an das traditionelle „Bläuen“ von Wäsche und verweist auf historische Pflegemethoden.

 

Linge des Champs ist eine Hommage an das Unspektakuläre, das Tun ohne Bühne – und zugleich eine stille Feier des Sichtbar-Machens von Zeit, Geste und Fürsorge. Das Werk lädt dazu ein, das scheinbar Nebensächliche neu zu betrachten und darin Bedeutung zu entdecken.

 

💡 Gelegen in Wattwiller (Elsass) ist die Fondation Schneider noch ein echter Geheimtipp und den Ausflug absolut wert! …vielleicht in Kombination mit Thann oder einem Besuch auf dem Hartmannsweilerkopf?

 

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