…maybe Metz?!  

Ja, natürlich locken die großen Metropolen: Paris, London, Barcelona… Weltstädte mit großem Klang, berühmten Museen und prächtigen Einkaufsstraßen. Für einen Städtetrip am (verlängerten) Wochenende prädestiniert!

 

Heute möchte ich aber mal eine Lanze brechen für die kleineren Geschwister, die Städte, die nicht in der ersten Liga mitspielen, aber mindestens genauso viel zu bieten haben. 

 

Nehmen wir doch zum Beispiel Metz. Idyllisch an der Mosel gelegen, mit etwa 120.000 Einwohnern recht überschaubar – und: eine absolute Entdeckung! Wer noch nicht dort war: hinfahren. (Zum Beispiel mit dem Zug, dann ist schon die Ankunft spektakulär, denn Metz hat einen Bahnhof mit einem sehenswerten Gebäude im neo-romanischen Stil. Erbaut wurde dieser von dem Architekten Jürgen Kröger aus Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem gelb-beigen Sandstein der Region. Kröger baute sonst hauptsächlich Kirchen und so hat die gewaltige Bahnhofshalle tatsächlich auch etwas Sakrales. Sie ist ein eingetragenes Monument historique und soll gemeinsam mit der gesamten Gegend um den Bahnhof in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen werden. …das benachbarte Postgebäude vom gleichen Architekten würde dann da auch mit hineingehören.)

…ach so, und wenn man mit dem Auto anreist, dann kann man natürlich die schöne Landschaft der Umgebung genießen. Eine sehr waldreiche Gegend mit vielen hübschen kleinen Orten, in denen man wiederum auch einige Entdeckungen machen kann. Ich empfehle z.B. einen Abstecher nach Baccarat, dem Zentrum des Kristallglases mit einer wunderschönen Betonkirche, deren Inneres absolut sehenswert ist!

 

Zurück nach Metz. Vom Bahnhof gelangt man schnell über prächtige Alleen, an denen sich eine Jugendstilvilla an die andere reiht, in die Altstadt. Als ersten Anlaufpunkt würde ich hier natürlich die mächtige Kathedrale empfehlen. Saint-Étienne wird als eines der größten und schönsten Kirchengebäude Frankreichs gerühmt – auf alle Fälle hat sie eine spektakuläre Fläche an Glasfenstern: 6500qm. Und das prägt natürlich den Eindruck des Inneren der Kirche: hell ist es und bunt. Faszinierend, wie die Wände fast in Glas aufgelöst sind, quasi kein Mauerwerk mehr vorhanden zu sein scheint. Spektakulär die große Fensterrose, aber ebenso die modernen Glasfenster von Marc Chagall und Jacques Villon. Maßgebliche Umgestaltung hat die Architektur des Gebäudes erfahren, nachdem es 1877 Opfer eines großen Dachstuhlbrandes wurde. Tragisch: der Brand entstand durch ein Feuerwerk, das zu Ehren des Kaisers Wilhelm I. abgehalten wurde… Danach ist das Dach steiler wieder errichtet worden und die Kathedrale wirkt dadurch noch mächtiger. 

Zu sehen gibt es innen und außen einiges: der Figurenschmuck ist unglaublich vielfältig und man kann stundenlang vor und in den einzelnen Portalen stehen und die einzelnen Gestalten betrachten und entdeckt immer noch etwas Neues. 

 

Da viel Anschauen bekanntlich auch viel Hunger macht, empfiehlt sich anschließend der Besuch eines Cafés oder der nahegelegenen Markthalle, in der kulinarische Köstlichkeiten der Region locken. Marktstände spielen hier gefühlt eine nachgeordnete Rolle, viel mehr sind es die angeschlossenen Bistros – oder eher schon Restaurants – in denen sich die Besucher stapeln. Früh sein (oder geduldig) empfiehlt sich, wenn man einen Platz ergattern möchte. 

 

Und wem das zu viel Trubel ist, dem sein ein Spaziergang den Hang hinunter in Richtung Moselarm empfohlen. Hier kann man auf einer der Brücken stehen und aufs Wasser schauen oder sich gemütlich auf eine Bank setzen und dem Treiben am Bootsverleih zuschauen. Fast hat es etwas von einem Gemälde Renoirs wie sich hier am Wochenende die Familien und Gruppen in Tretbooten und kleinen Elektrobooten auf dem Wasser hoch und runter, rein und raus aus dem kleinen Verleih-Hafen bewegen. Manchmal gibt es kleinere Wellen, wenn eines der größeren Ausflugsboote vorbeifährt, sonst ist es sehr beschaulich und so manch einer verzichtet großzügig auf die vom Verleih gestellten Rettungswesten.

 

Wer es etwas aufregender mag: Kurz vor dem Garten Abbé Pierre zweigt ein Arm der Mosel unter dem Digue de la Pucelle ab und entwickelt sich zum reißenden Strom, den man dann mit dem Kanu erobern kann. Ich sag mal so – es sah vom Ufer so aus, als bräuchte man zur Bewältigung der Stromschnellen doch ein bisschen Erfahrung…

 

Oberhalb dieser Stelle, ein kleines bisschen den Hügel hinauf, befindet sich übrigens der Jardin de l’Esplanade. Eine schöne Parkanlage, in der man ein bisschen verschnaufen kann und den Ausblick über die Mosel genießen. Angrenzend kann man dann mit dem Besichtigungsprogramm fortfahren in der Zitadelle und der kleinen Chapelle des Templiers. 

 

Oder aber es ist Zeit für etwas Modernes! Wie wäre es mit einem Besuch im Centre Pompidou? 2010 eröffnet, zeigt es unter dem zeltartigen Dach des Gebäudes der Architekten Shigeru Ban und Jean de Gastines wechselnde Ausstellungen auf 1200 qm Fläche. Gezeigt werden wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, die zum Teil aus den Sammlungen der Pariser Zentrale bespielt werden. Mit seiner Eröffnung wollte der damalige Präsident Sarkozy der am östlichen Rand Frankreichs gelegenen Region zeigen, dass sie im sehr auf das Zentrum Paris konzentrierten Nation nicht vergessen sind. 

Allein der Bau, der von dem Schweizer Ingenieur Hermann Blumer mitgeplant wurde, ist absolut sehenswert. Er besteht im Wesentlichen aus einer Stützkonstruktion aus Fichtenholz mit der darüberliegenden Glasfaser-Teflon-Membran. Ein bisschen Zirkus, ein bisschen Stadion und darunter auf verschiedenen Ebenen Ausstellungen. Mal mehr, mal weniger und je nachdem , wieviel gezeigt wird, ist auch der Eintrittspreis höher oder niedriger. 

 

Natürlich gibt es neben den genannten noch mehr Kirchen, Museen, Befestigungsanlagen und natürlich die Straßenzüge und Gassen der Stadt zu entdecken, so dass für zwei Tage das Programm auf keinen Fall ausgeht. …auch für drei wird es reichen…

 

Abends kann man übrigens wunderbar in einem der Restaurants in der Innenstadt essen oder in einer der Bars am Place St Louis das bunte Treiben auf sich wirken lassen. Metz ist eine sehr lebendige Stadt, in der man gut verweilen kann. Auch die Kunstszene ist recht aktiv und man findet ein paar kleinere und größere Galerien – für uns wurde es dann auch ein Mitbringsel einer regionalen Künstlerin in einer kleinen, aber feinen Galerie für Serigrafie in der Nähe der Kathedrale. Sie (die Künstlerin Margot Spindler) war gerade dabei, ihre Ausstellung fertigzuhängen – am Abend war Vernissage und wir konnten sozusagen einen Vorabblick werfen und mit der Künstlerin und dem Galeristen ein wenig plaudern!

 

Also: Vielleicht beim nächsten Mal Metz?!

 

 

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